Ich auf einem Rennrad? Kilometerlang Hügel und Berge hinaufschnaufend? Ganz ehrlich: Wer mir noch vor wenigen Monaten erzählt hätte, dass ich mir das antun würde, den hätte ich ausgelacht. Dass ich das heute ganz anders sehe, habe ich einem Ort zu verdanken: Sagres.
Denn als ich das letzte Mal hier war, stand plötzlich ein Fahrrad vor mir – und mein Freund Thomas ließ mir keine andere Wahl, als aufzusteigen und mit ihm und seiner Frau sofort eine 60-Kilometer-Tour von der einen Atlantik-Küste zur anderen zu machen. Und was soll ich sagen – es war sensationell. Von der einen Sekunde auf die andere verstand ich, was viele Menschen dazu bringt, auf zwei Rädern die steilsten Berge hinaufzustrampeln: Es macht einfach Spaß. Und das Gefühl, es geschafft zu haben, ist einfach unbeschreiblich schön.
Natürlich hätte ich mein neues Hobby auch an anderer Stelle entdecken können. Ich glaube aber, dass hier in Sagres alles zusammenkam, was in mir erst die Lust am Radfahren wecken konnte: Ein tolles, motivierendes Team mit Daniela und Thomas, die mir gezeigt haben, wie es geht. Das Equipment, das sie mir organisiert haben – zunächst ein älteres Alu-Mountainbike, dann einen coolen Carbon-Renner (ein “Scott Team”).
Und nicht zuletzt die fantastische Landschaft rund um Sagres, die einen hervorragenden Mix aus längeren “Rollstrecken”, leichteren Hügeln und Anstiegen bis hin zu ziemlich herausfordernden steilen Stücken bietet. Also der optimale Mix, um als Anfänger sanft an den Radsport herangeführt zu werden und den Profi trotzdem nicht zu unterfordern.
Man kann sich vorstellen, was es ein Gefühl war, als ich das erste Mal den 16-Prozent-Anstieg vom Cordoama-Strand geschafft habe – eine Strecke, die schon als Autofahrer ziemlich steil ist. Schnaufend kam ich oben an. Glücklich. Geschafft. Und dann sagte Thomas: “Jetzt nochmal…”
Und ja, ich habe es auch ein zweites Mal geschafft. Und ein drittes Mal. Immer hoch auf den Berg, denn mit Karacho wieder runter zum Strand auf den Atlantik zu. Dann wieder durchs Hinterland, entlang an Pinien- und Eukalyptuswäldern zurück nach Sagres.
Inzwischen bin ich ja leider, leider wieder zurück im heimatlichen München. Und auch wenn wir hier die Alpen vor der Tür und ebenfalls eine herrliche Landschaft haben, ist es einfach nicht das gleiche. Vor allem weil jetzt, im Oktober und November auch das Wetter nicht mehr mitspielt. Aktuell hat es zum Beispiel gerade Mal 8 Grad, die ganze Nacht schüttete es wie aus Kübeln – und auf Facebook postet Thomas täglich Traumbilder aus Sagres, wo jeder Tag noch mehr als 20 Grad hat. Bei strahlendem Sonnenschein!
Und als sei das nicht genug, berichtete er mir jetzt auch davon, dass Radprofi André Greipel im November wieder zur “André Greipel Bike Week” nach Sagres kommt. Der amtierende deutsche Meister und mehrfache Etappengewinner bei der Tour de France, wird vom 23. bis 30. November, wie bereits im vergangenen Jahr verbringt er eine Woche im Martinhal Beach Resort und wird sich jeden Tag mit Hotelgästen aufs Rennrad schwingen.
Ganz ehrlich: Als mir Thomas das im letzten Jahr erzählt hat, ließ mich das total kalt. Denn da hatte ich ja noch keinen Gedanken an das Hobby Rennradfahren verschwendet. Aber jetzt juckt es mich allein beim Gedanken, mit einem Tour-de-France-Etappensieger die vertrauten Touren rund um Sagres zu fahren, ganz gewaltig in den den Beinen.
Ich checke schon jetzt, ob ich Ende November Urlaub nehmen kann – und meine Frau freut sich sicher auch über ein paar Tage in der Sonne Portugals (ich konnte sie noch nicht überzeugen, obwohl der Radsport genauso gut für Frauen geeignet ist).
Trotzdem fand auch Eka mein neues Hobby ganz toll: Ich habe nämlich mehrere Kilogramm abgenommen – auch wenn man auf den Bildern leider viel zu deutlich sieht, dass es gerne noch ein bisschen mehr sein könnte.
Vielleicht also werde ich im November dabei sein – und dann zusammen mit Thomas und hoffentlich auch André Greipel erneut meine persönliche “Königsetappe” anzugehen: die Fahrt auf den höchsten Punkt der West-Algarve, den Berg Monchique. Nach den rund 1500 Höhenmetern hatte ich mir eine Gipfel-Cola (Foto unten) wirklich verdient, oder?